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Besuch in der „Alten Posthalterei“ in Panitzsch am 26. Februar 2020 – „fast“ ein Heimspiel

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  • Beitrags-Kategorie:Im Gespräch

Obwohl ich überpünktlich zum Besuch in der Wohnstätte des Wohnverbundes „Alte Posthalterei“ in Trägerschaft des Diakonischen Werkes, Innere Mission Leipzig e.V., erschienen bin, warteten schon 24 Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen ungeduldig darauf, mich zu begrüßen. So manche Umarmung oder ein scherzhafter Wortwechsel war Ausdruck von: „Schön, dass du da bist!“.

Die ersten drei oder vier Sätze hatte ich kaum gesprochen, um ein paar Worte über mich selbst und mein Programm zu sprechen, da konnte sich eine junge Frau schon gar nicht mehr zurückhalten und rief laut in die Runde: „Ich habe da einige Wünsche“.  Selbst schuld, denn ich hatte zu Beginn erwähnt, dass ich auch da bin, um die Wünsche und Anregungen der dort lebenden Frauen und Männer anzuhören… 😉

Und dann ging es gleich richtig zur Sache:

  • Wir brauchen auch für beeinträchtigte Menschen geeignete Radwege!
  • An manchen Stellen sind die Fußwege so schmal, dass sie mit besonders breiten Rollatoren nicht begehbar sind.
  • Man traut sich vor dem Haus ja gar nicht über die Straße, die Autos fahren rücksichtslos in hohem Tempo vorbei!
  • In der Gerichshainer Straße ist es trotz Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h nicht anders. Vorgeschlagen wird ein Spiegel im Abzweig zur Neue Straße.
  • Für diejenigen, die auf eine Gehhilfe oder einen Rollator angewiesen sind, sind die Schaltzeiten der Ampel an der B6 zum Rewe Markt viel zu kurz. Wir sind manchmal leider nicht so schnell.
  • Mehr barrierefreie Zugänge, und damit sind auch hohe Bordsteine an Straßenübergängen und andere Stolperfallen gemeint, würden uns das Leben erleichtern.
  • Für so manchen Bewohner, der schon viele Jahre auf ein Leben in Selbständigkeit trainiert hat, gibt es keine räumlich und finanziell geeigneten Wohnangebote.
  • Besonders am Wochenende ist die Mobilität im Ort eingeschränkt, weil keine Busse fahren. Dadurch ist die Erreichbarkeit von Einkaufsmöglichkeiten sehr eingeschränkt.
  • In der „Alten Posthalterei“ leben 38 Bewohner*innen, hinzu kommen ca. 30 Mitarbeiter*innen. Es gibt vor Ort keinen Raum für gemeinsame Veranstaltungen bzw. größere Gruppen. Helfen könnte zum Beispiel die Bereitstellung eines Raumes in der alten Schule in der Hauptstraße in Panitzsch. Das könnte dann vielleicht auch eine Begegnungseinrichtung für alle gesellschaftlichen Gruppen sein.
  • Schön wäre es auch, wenn die Bewohner*innen zu kulturellen Veranstaltungen in der Gemeinde eingeladen werden.
  • Vermisst wird eine spürbare Sozialarbeit seitens der Gemeindeverwaltung.
  • Auch würde man sich über einen gelegentlichen Besuch von Gemeinderatsmitgliedern im Haus freuen.
  • Mehr Spaß würde eine Nestschaukel bringen, in der wegen des Begleitungserfordernisses zwei Personen Platz haben.

Alle Gesprächspartner haben zu einer regen und sachlichen Diskussionsrunde beigetragen, die mir in lebhafter Erinnerung bleiben wird. Man muss es selbst erlebt haben, welche Power und Lebensfreude diesen Menschen innewohnt und wie sehr sie sich wünschen, aktiv am Gemeindeleben beteiligt zu werden.

Abschließend führte mich Claudia Schönherr, die stellvertretende Leiterin der „Alten Posthalterei“ noch durch das Haus. Dabei haben mich neben dem warmen und persönlichen Umgangston und der kreativen und erfüllenden Beschäftigung mit den Bewohner*innen (zum Beispiel im hauseigenen Atelier) sehr beeindruckt. Hier wird auf engstem Raum eine hervorragende Arbeit mit den Menschen mit Behinderungen geleistet. Ideen, den Raum zu erweitern gibt es vielfältig. Einzig fehlt mal wieder das liebe Geld! Denn: Ohne Moos nix los! Vielen Dank stellvertretend für alle Mitarbeiter*innen an Frau Putzker und Frau Schönherr!

Fotos: Olaf Bendrat

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Wenzel

    Das zweite S in “fasst” passt gar nicht.

    1. admin

      Liebe(r) Frau/Herr Wenzel, selbstverständlich haben Sie Recht, den Schreibfehler haben wir korrigiert. Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

  2. Jacqueline Langrock

    Guten Morgen, meine Schwester lebt seit einigen Jahren in dieser Wohnstätte (leider nicht auf dem Foto) und Sie war jetzt für 2 Wochen bei mir. Wieder einmal wurde mir bewusst wie unendlich genügsam und dankbar Menschen mit Behinderung sind. Im Gegensatz zu uns, den “nicht eingeschränkten Menschen”, wird kaum gejammert und sie verlieren nie ihre Lebensfreude. Ich würde mir wünschen, dass es mehr Menschen gäbe, die Interesse und Neugier an diesen wunderbaren Menschen haben. Sie sind voller Neugier und Interesse, möchten teilnehmen am Leben, feiern gern und lieben Musik. Danke an Alle die sich liebevoll Tag für Tag um unsere Lieben kümmern und sie fördern. Denn, es sollte nicht vergessen werden, es ist physisch und psychisch ein schwerer Beruf. Zu dem Wunsch “Nestschaukel”: Gibt es diese mittlerweile?

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